Mittelalterliche Haube II

Dieses Modell war bereits im Frankreich des 13. Jahrhunderts bekannt, von wo es sich im Laufe der folgenden Jahrhunderte nach ganz Europa (und Spanien) verbreitete und im 14. Jahrhundert sehr beliebt war, im 15. Jahrhundert dagegen in etwas geringerem Maße.

In England wurde diese Variante der Haube kerchief genannt. Dieses spezielle Kopfstück bestand aus drei Teilen: einem schmalen textilen Stirnreif (fillet), einem rechteckigen oder rund geschnittenen Tuch über dem Kopf und manchmal einem weiteren rechteckigen Stück, das den Hals bedeckte und mit Nadeln am Kopftuch oder am fillet befestigt wurde.

Eine ähnliche Variante zum kerchief war der Kruseler böhmischen Ursprungs, der im höfischen Deutschland des 13. Jahrhunderts sehr populär wurde. Er bestand aus einem rechteckigen Tuch mit gewellten Rändern, das über den Kopf gelegt wurde, sowie einem darunter getragenen Schleier am Hals. Diese Variante war im 14. Jahrhundert ebenfalls in Mitteleuropa und England verbreitet und blieb bis ins 15. Jahrhundert in Gebrauch.

Die gebräuchlichsten Stoffe für die Anfertigung solcher Hauben waren Leinengewebe wie Leinwand oder feines Hollandtuch, leichte Seidenstoffe oder Baumwolle. Hauben waren in der Regel weiß, konnten aber auch mit Safran gelblich gefärbt sein.

Diese Replik einer mittelalterlichen Frauenhaube ist in einem sehr authentischen Naturton gehalten und aus hochwertiger 100 % Baumwolle gefertigt. Sie wird am Hinterkopf mit Bändern befestigt, damit sie sicher sitzt. Die Haube reicht bis über die Schultern, kann jedoch von der Reenactorin in verschiedenen, der damaligen Mode entsprechenden Varianten getragen werden.

Kopfbedeckungen waren im Mittelalter ein unverzichtbares Accessoire. Sie schützten das Haar nicht nur vor Schmutz und Witterungseinflüssen während der täglichen Arbeit, sondern dienten auch als Statussymbol: Lediglich unverheirateten Frauen war es gestattet, ihr Haar in der Öffentlichkeit unbedeckt zu tragen.

Deutsches Manuskript, 13. Jahrhundert

Europäische Haube, 15. Jahrhundert. Quelle: toca.jpg (600×441) (googleusercontent.com)

Kruseler, Reliquiar der hl. Ludmila, Prag (1300–1330)